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Eröffnung: Fr, 01.03.2024 | 20 Uhr
Studio Space
02.03.2024 - 28.04.2024

Freeze Response

Eröffnung: 01.03.20204, 20:00
 

Die künstlerische Praxis von Jeamin Cha fordert uns auf, nach einer Sprache zu suchen, die den Schmerz jenseits klinischer Begriffe artikuliert. Im Mittelpunkt der Ausstellung steht ihr Essayfilm „Nameless Syndrome“, eine Erkundung der Geschichten der „Nicht-Diagnostizierten“ – derjenigen, die ohne richtige Diagnose leiden, oft Frauen, deren Symptome in einem von patriarchalischen Vorurteilen geprägten medizinischen System bagatellisiert werden. Auf der Grundlage ihrer persönlichen Geschichte und umfangreicher Recherchen befasst sich Cha mit den Geschichten koreanischer Frauen und ihrem Kampf mit Krankheit, wobei sie die manchmal ablehnende Haltung gegenüber gesundheitlichen Problemen von Frauen ans Licht bringt. Durch persönliche Interviews und einen reflexiven Prozess des Verlernens zeigt sie eine kritische Untersuchung der Art und Weise, wie Krankheit und ihre Erzählungen innerhalb eines kapitalistischen Rahmens konstruiert und verstanden werden. Die Wahl eines dunkelblauen Ambientes verstärkt die klinische Atmosphäre und lädt das Publikum ein, in die psychologische Landschaft derjenigen einzutauchen, die um Geduld gebeten werden.

Begleitet wird der Film von einer Reihe von Zeichnungen und einer Performance. Die Zeichnungen, die aus Chas eigenem Reflexionsprozess hervorgegangen sind, bieten visuelle Einblicke in die emotionalen und sensorischen Erfahrungen ihrer Gesprächspartnerinnen. Sie verkörpern Chas kontemplative Auseinandersetzung mit den materiellen und immateriellen Aspekten von Krankheit und ihrem Versuch, die von Schmerz geprägten mentalen Zustände zu visualisieren. Die Performance Two Recitations vertieft die Erkundung der Frage, wie unser Verständnisrahmen durch medizinisches Vokabular geformt wird. Durch Rezitieren schafft Cha einen Raum für Verbindungen: sie lädt das Publikum ein, sich auf eine Abfolge von Wörtern einzulassen, die von einer Performerin nacheinander wiederholt werden, bis sich ihre Bedeutungen entwickeln und verändern, auf der Suche nach einer Sprache, die die Komplexität des Kampfes gegen die Krankheit angemessen ausdrücken kann.

Freeze Response fordert uns auf, die Dynamik von Geduld und die Situation der Betroffenen zu überdenken. Indem Cha diese Begriffe neu denkt, stärkt sie die Idee des Wartens und Beobachtens als aktive, kraftvolle Zustände des Seins und nicht als passive Unterwerfung unter Autoritäten. Diese Rekontextualisierung ist entscheidend für das Verständnis des Ausstellungstitels, der auf die psychologische Reaktion des „Freeze“ anspielt – die üblicherweise als passive Reaktion auf ein Trauma angesehen wird – und suggeriert, dass in der Stille und Beobachtung eine Form von Widerstand und Verständnis liegen kann.


Kuratiert von Mirela Baciak.

 

Performance: Two Recitations

Mit Marta De Masi und Eunjeong Oh.

01.03. 19:00, 22:00

02.03. 11:30


Die Performance Two Recitations wurde vom Salzburger Kunstverein in Auftrag gegeben und produziert.

 

Jeamin Cha (*1986, Busan, Republik Korea) ist ein in Seoul lebende Künstlerin, deren Praxis auf Film, Performance, Installation und Schreiben basiert. Chas Arbeit beschäftigt sich mit der Beziehung zwischen dem Psychologischen, dem Emotionalen und dem Physischen. Sie nähert sich der Realität von Individuen durch Feldstudien, indem sie Interviews über schwer zu artikulierende Erfahrungen führt. Außerdem interessiert sie sich für die Bewahrung unbekannter Lebensräume, die mit dem technologischen Fortschritt allmählich schrumpfen.

Bild ganz oben: Jeamin Cha, Nameless Syndrome, 2022, Video, 4K, 24 min, Farbe/Ton, courtesy of the artist.