Dana Kavelina. Just Landscape
Eröffnung: 14.03.2025 20:00
03.04.2025 19:30
Language of Survival
Artist Talk: Dana Kavelina im Gespräch mit Asia Bazdyrieva
Der jüngste Film von Dana Kavelina Just Landscape verschränkt Geschichte und Wiederkehr miteinander – so als wäre die Zeit selbst in einem endlosen Reim gefangen. Im Mittelpunkt des Films steht ein jiddisches Lied über den Hunger, das während des Ersten Weltkriegs in Polen geschrieben und gesungen wurde. Das Lied verwendet die Metapher des Windes als eine zerstörerische Kraft, die Dächer, Vögel, Ernten und Bäume fortbläst und eine Landschaft der Verwüstung hinterlässt. Während des Holocausts kam es wieder zum Vorschein und erhielt eine neue Bedeutung als Ausdruck von Leid und Verlust – als ein Echo einer sich wiederholenden Katastrophe. In Just Landscape dient das Lied als akustischer und emotionaler Anker, der mit den Themen Vertreibung, Krieg und Überleben resoniert.
Der einleitende Text des Films führt eine weitere Ebene kodierter Sprache ein, die aus anonymen Nachrichten stammt, die in Kiew auf Telegram-Kanälen gepostet wurden. Diese kryptischen Zeilen – wie „drei grüne Oliven und eine schwarze Olive in der Nähe der Metro“ – dienen als Warnung, um Männer auf die Präsenz von Mobilisierungsbrigaden aufmerksam zu machen. „Oliven“ stehen für Rekrutierungsoffiziere in grünen Uniformen, „schwarze Oliven“ beziehen sich auf die Polizei, und „Wolken“ signalisieren Patrouillen, die die Stadt durchstreifen. Eine Nachricht wie „Der Regen hat ein paar Autos weggespült“ bedeutet, dass an diesem Ort mehrere Männer festgenommen wurden. Diese Geheimsprache, entwickelt zur Umgehung von Überwachung, verwischt die Grenze zwischen Poesie und Überlebensstrategie. Die Texte erhalten eine doppelte Bedeutung: Sie entziehen sich einer einfachen Interpretation und offenbaren zugleich die Mechanismen von Krieg und Kontrolle. Die Spannung zwischen Undurchsichtigkeit und Enthüllung spiegelt die fragmentierte Erzählweise des Films wider und lädt die Zuschauer:innen ein, entweder seine verborgenen Botschaften zu entschlüsseln oder sich einfach der Atmosphäre stiller Dringlichkeit hinzugeben.
Kuratiert von Mirela Baciak.
Dana Kavelina (*1995, Melitopol, Ukraine) ist eine Künstlerin und Filmemacherin. Sie arbeitet mit Text, Malerei, Grafik, Video und Installation und produziert Animationsfilme, in denen sie sich mit persönlichen und historischen Traumata, Verletzlichkeit und der Wahrnehmung von Krieg außerhalb der gängigen Narrative auseinandersetzt. Ihre Werke wurden im Kmytiv-Museum, im Closer Art Center, Kyjiw, und im Sacharow-Zentrum, Moskau, gezeigt. Sie erhielt Preise beim Odesa International Film Festival und beim Internationalen Trickfilmfestival KROK.
Bild: Dana Kavelina, Taki pejzaż (Such a Landscape), 2024, HD Video, 12 min, produziert für Ex Oriente Ignis Pochen Biennale 2024 in Ko-produktion mit Pinchuk Art Center (Kyiv / Ukraine).
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