


Sunset Kino: Filme von Ofri Cnaani
Filme von Ofri Cnaani
13.08.2025 21:00
Einführung von Jess Łukawska, kuratorische Fellow des Salzburger Kunstvereins. Im Anschluss Q&A mit Ofri Cnaani und Jess Łukawska.
Ground Control: When The Horizon Becomes a Frontier, 2023, 17 min 32 sec
Ground Control: When The Horizon Becomes a Frontier ist ein Video, das in Zusammenarbeit mit dem Astronauten Eytan Stibbe während seiner Mission auf der Internationalen Raumstation (ISS) entstanden ist. Es bietet eine virtuelle Tour zu einem unerreichbaren Ort – dem Weltraum – und reflektiert die politischen Aspekte der Darstellung des „neuen Weltraums“, einer sich schnell wandelnden techno-politischen Arena, die zunehmend privatisiert wird. Das Werk zeigt den Wandel des Weltraums vom fernen Horizont zu einer neuen technologischen und wirtschaftlichen Grenze.
We, Work, 2019, 9 min 15 sec
Wie lange „lebt“ ein Objekt, nachdem es in eine Kunstinstitution aufgenommen wurde? Welches Potenzial haben diese Werke, um die Beziehung zwischen Kunst, Arbeit und sozialer Verantwortung zu verändern? Das Video, gedreht in den Lagerräumen eines 80 Jahre alten sozialistischen Museums auf einem Kibbuz, untersucht den Status von Kunstwerken, wenn sie nicht ausgestellt sind. Es reflektiert ideologische Veränderungen rund um Arbeit und Solidarität und beleuchtet die Arbeitsbedingungen in und um kulturelle Institutionen.
Leaking Lands, 2023, 22 min 44 sec
Leaking Lands, ein Dreikanal Video, erzählt die Geschichte des verheerenden Brandes, der zwei Jahrhunderte kulturellen Erbes im brasilianischen Nationalmuseum zerstörte und kaum physische oder digitale Spuren von Gebäude und Sammlung hinterließ. Heute ist das Museum nur noch über verstreute digitale Überreste zugänglich – etwa ein von WikiCommons-Nutzer:innen beigesteuertes Fotoarchiv oder eine virtuelle Tour via Google. Diese Fragmente werden zu einer Art „digitaler Séance“ zusammengeführt, die neue Orte techno-politischer Auseinandersetzung eröffnet.
Minor Inscriptions, 2025, 15 min 16 sec
Minor Inscriptions untersucht die unsichtbaren Grenzen, die zwischen 1948 und 1950 durch das Kriegsrecht in Jaffa entstanden. Anhand von Archivdokumenten, Karten, Zeugenaussagen und Videoausschnitten verfolgt die Arbeit Grenzverläufe, die zwar physisch verschwunden sind, jedoch weiterhin in heutigen räumlichen, technologischen und politischen Infrastrukturen wirksam sind und die Gegenwart prägen. Thematisiert wird eine Form „bürokratischer Gewalt“, bei der Kontrolle durch Unsichtbarkeit ausgeübt wird – durch Vorschriften, Genehmigungen und alltägliche Praktiken, die Bewegung und Zugang regeln. Obwohl das Kriegsrecht offiziell aufgehoben wurde, wirkt seine Logik fort und strukturiert das urbane Leben bis heute.
Ofri Cnaani (*1975) ist Künstlerin und Forscherin und arbeitet an der Schnittstelle von Performance und Medien. In ihren Arbeiten und Texten beschäftigt sie sich mit Daten und Kolonialität in kulturellen Institutionen, mit somatischem Wissen im Zeitalter vernetzter Räumlichkeit sowie mit Performance als Modell zur Entwicklung kritischer Technologien. Cnaani ist Gastwissenschaftlerin am Institut für Visuelle Kultur der TU Wien und Research Fellow an der Amsterdam School for Cultural Analysis (ASCA) der Universität Amsterdam. Seit 2021 ist sie Mitorganisatorin des dreitägigen choreografischen Symposiums Choreographic Devices am ICA in London.