October Talks: Doppelvortrag Bassam El Baroni & Aziza Harmel
Bassam El Baroni
Kuratieren der diffusen Seite des Politischen: Flüchtlingsökonomien und die öffentliche Sphäre
Der Vortrag befasst sich mit dem Thema der europäischen Migrantenkrise. Er skizziert kurz die verschiedenen Reaktionen, die das erweiterte Kunstfeld auf die Krise formuliert hat, und entwickelt das Konzept der „Flüchtlingsökonomien“ als Vehikel für das Verständnis der Vielfalt von Orten und Ökonomien, die nach der Migration in der heutigen Welt eine zusätzliche öffentliche Sphäre ausmachen. Im Vortrag werden Beispiele behandelt, in denen „Flüchtlingsökonomien“ sichtbar werden.
Aziza Harmel
Drei Bewegungen & Crossing a Body of Water
„Ich bin an der Mittelmeerküste aufgewachsen, die heute die tödlichste Straße für Migrant_innen ist. Dieser Vortrag reflektiert in drei möglichen Bewegungen über das Wasser als Grab und die verschiedenen Möglichkeiten, es zu überqueren:
(1) Zurück und Vorwärts: Dies setzt die Möglichkeit einer Rückkehr voraus – nicht nur bezogen auf eine tatsächliche körperliche Rückkehr in das Mutterland sondern auch zu etwas Ewigem. Sie steht auch im Zusammenhang mit der Bewegung des Meeres und seiner Wellen und der Rückkehr der Materie, des (aufgelösten) umgewandelten Körpers.
(2) Vorwärts und niemals zurück: Anhand dieser Bewegung werde ich über Hoffnung sprechen.
(3) Niemals zurück und niemals vorwärts: Hier versuche ich, Orte zu erkunden, die unmöglich zu verlassen sind. Ich werde über das Wissen des Meeres nachdenken, über den Wunsch, es zu bewohnen, seine Sprache zu sprechen und zu Wasser zu werden.
Schlussendlich werde ich einen Liebesbrief vorlesen, den Jamila Ben Othman (Ehefrau des Generalsekretärs der ehemaligen Kommunistischen Partei Tunesiens) an Valentina Tereshkova (die erste Frau im Weltall) geschrieben hat mit der Bitte, sie in Tunis zu besuchen.“
Bassam El Baroni ist in Ägypten geborener Kurator, Lehrer, Forscher und Organisator. Er ist Assistenzprofessor für Kuratieren und Kunstvermittlung an der School of Arts, Design and Architecture, Aalto Universität, Helsinki, und ehemaliger Dozent am Niederländischen Kunstinstitut, ArtEZ Universität der Künste in Arnheim. Zu den bevorstehenden kuratorischen Projekten gehören Infrahauntologien am Edith-Russ-Haus für Medienkunst, Oldenburg, und La Box ENSA, Bourges (Frühjahr 2021).
Aziza Harmel (*1985, Tunis) ist Kuratorin und arbeitet derzeit in der Kunsthalle Wien. Sie arbeitete u.a. bei der Documenta 14 und beim steirischen herbst 2018. Sie war Mitkuratorin von Qayyem (2019), einem kuratorischen Forschungsprogramm, das zwischen Alexandria, Amman und Tanger operierte. Außerdem war sie Co-Kuratorin der 12. Ausgabe der Bamako Encounters Photography Biennial (2020).
Die October Talks werden von der Stadt Salzburg und dem Blaue Gans Art Hotel unterstützt.
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