Wet Closet
Himmel bricht, Wolken fallen,
zögerlicher Regen.
Der muffige Geruch von nassen Kleidern
durchdringt die Luft.
Schimmel beginnt sich zu bilden,
die Farbe ist Nacht.
Pathos und Datenplasma verflechten sich,
Laplacescher Dämon lauert auf im Innern.
Duotones Mondlicht glättet
Den blassen Schimmer seines Grins.
Eine verdrehte, abstrakte Geschichte
Von verschlossenen Erinnerungen und gesprochenen Weisheiten.
Schattierungen entfalten sich,
Sein Sein überflutet seinen Willen.
Determinismus steht im Regen,
Während sich das Licht hinter dem Schlitz ausbreitet.
Die Schranktüren knarren.
Der hängende Stoff trocknet
Im starren Blick der Sonne.
Der Schrank von innen geschlossen.
Wir lachen zusammen,
Zwei Fliegen auf einer Partitur.
Hedda Roman arbeiten mit neuen Bildgenerierungswerkzeugen und KI-Technologie. Eigens für den Salzburger Kunstverein haben sie ein neues Set an Arbeiten produziert. Die Künstler:innen bevorzugen es, solche Werkzeuge bzw. Modelle als „Alien Artifact“ oder „Savant“ zu bezeichnen, anstatt den Begriff „Künstliche Intelligenz“ zu verwenden. Diese Modelle basieren auf einer gelernten Darstellung von Bild-Text-Beziehungen, nicht auf einem wahren Verständnis der zugrunde liegenden Konzepte von Wörtern und Bildern. Diese Prozesse sind abhängig von den Datensätzen und Intentionen der Künstler_innen. Mithilfe ihrer eigenen Bildsammlung haben Hedda Roman außerdem neue KI-Modelle trainiert. Einige der Ergebnisse sind als Drucke in der Ausstellung zu sehen, sowie in einer Video-Mehrkanalinstallation, die ständig wechselnde Archetypen von Bildern zeigt, um die Prozesshaftigkeit oder die „Genese“ des AI Alien Artefakt Dreamset hervorzuheben. Man kann den Bildern beim Entstehen zusehen.
Hedda Roman betrachten diese Werkzeuge als ein neues Zeitphänomen. Die Bild-generierenden Modelle sind ein Material, das die emotionalen und imaginären Fähigkeiten des Menschen mit statistischen, nicht-menschlichen Daten-Sammlungen von Bildern und Sprache verknüpft.
Diese neue Form der Visualisierung fügt einer Welt, die mit visuellen Reizen gesättigt zu sein scheint, eine noch nie dagewesene Fülle der Bild- und Informationsproduktion hinzu. Hedda Roman versuchen in ihrer künstlerischen Praxis einen konstruktiven Umgang mit diesem „Rauschen“ zu finden: eine fiktive Persönlichkeit namens „Oldboy“ taucht in der Videoinstallation auf und begleitet die Ausstellung mit gesprochenen oder gezeichneten Texten und Gedichten, die von ganz alltäglichen und existenziellen Lebensfragen ausgehen.
Eine weitere Arbeit mit dem Titel „Light Field Memories: Torso“ ist ein 3D-Video, das von Rilkes Gedicht „Archaischer Torso Apollos“ inspiriert ist. Diese Arbeit ist der letzte Teil des Münzwurfthemas, das sich durch die Videoinstallation und die gedruckten Bilder zieht und befragt unsere probabilistische Zeit, in der KI-Orakel eine Rolle spielen und Probleme der sich selbst erfüllenden Prophezeiungen aufwerfen. Der Monitor gibt Pixel mit Richtungsinformationen aus, so dass die Bilder und Animationen ohne besondere Brillen in 3D betrachtet werden können. Die geschlossene Sequenz lädt den Betrachter ein, das Bild aus verschiedenen Winkeln zu erkunden und bietet eine immersionsreiche und interaktive Erfahrung.
Hedda Schattanik (*1992, Westerstede) und Roman Szczesny (*1987, Bensberg) verweben in ihren Videoinstallationen kinematografische Elemente mit surrealer Animation, Literatur, Schauspiel, Skulptur, Fotografie und Zeichnung. Beide haben ihr Studium an der Düsseldorfer Kunstakademie abgeschlossen und arbeiten seit 2014 zusammen. Sie leben und arbeiten in Düsseldorf.
In ihrer künstlerischen Praxis erweitern sie die traditionellen Grenzen des Kunstschaffens und reflektieren dabei die Wahrnehmungen, Vorurteile und Widersprüche, die unsere Existenz in der Welt kennzeichnen. Eine traumhafte Erzählung scheint der Hintergrund jedes ihrer Kunstwerke zu sein. Während der/die Betrachter:in versucht, die Logik hinter der Opulenz eines jeden Bildes zu verstehen, bleibt nur die Intensität jedes einzelnen Moments, der die menschliche Identität in Frage stellt.