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14.12.2024

Förderpreisträgerin 2024: Isabell Rauchenbichler

Foto: Courtesy of the artist

Förderpreisträgerin 2024 des Landes Salzburg und des Salzburger Kunstvereins: Isabell Rauchenbichler

Der Salzburger Kunstverein vergibt auch 2024 gemeinsam mit dem Land Salzburg den Förderpreis in der Höhe von 3.000 Euro. Die diesjährige Jury – bestehend aus Ulrike Lienbacher (Künstlerin und Vorstandsmitglied des Salzburger Kunstvereins), Hana Ostan-Ožbolt-Haas (selbständige Kuratorin und Autorin, Kuratorin der Jahresausstellung 2024) und Peter Schreiner (Künstler, Vorstandsmitglied im FOTOHOF Salzburg und Senior Lecturer für Fotografie und Neue Medien, Universität Mozarteum Salzburg) – prämierte aus 126 Bewerber:innen die Künstlerin Isabell Rauchenbichler als Förderpreisträgerin 2024.

Jurystatement
Ulrike Lienbacher, Hana Ostan-Ožbolt-Haas, Peter Schreiner

Die Jury freut sich, den Förderpreis 2024 an Isabell Rauchenbichler zu vergeben. In ihren Arbeiten, die sich zwischen Malerei und raumgreifender Installation bewegen, geht sie der Frage nach, wie sich Erinnerungen darstellen lassen und wie Erinnerungen „in oft unbestimmter schemenhafter Gestalt oder fragmentarischen Details“ (I. R.) zur Bildung individueller und letztlich auch gesellschaftlicher Identität führen. Sie transformiert Momente des alltäglichen Lebens in ihren leicht wirkenden Objekten zu ephemeren Erinnerungsbildern. Das Vokabular in diesem künstlerischen Prozess persönlicher Geschichtsschreibung bildet sich aus wandlungsfähigen Materialien wie etwa Bienenwachs oder semitransparenten Stoffen. Zentral ist dabei das Interesse für die eigene Geschichte und die Frage, wie Erinnerungsbilder unsere Wahrnehmung und Einschätzung gegenwärtiger Ereignisse mitbestimmen.

Wahrnehmung und Erinnerung sind fragile Verarbeitungsprozesse. Isabell Rauchenbichler spürt Gegenständen und Materialien nach und fügt sie zu fluiden, sinnlichen Installationen zusammen. Die große Geste ist ihr fern. Geprägt ist ihr Arbeitsprozess durch die experimentelle Herangehensweise, den spielerischen Umgang und die Offenheit das visuelle Vokabular stets aufs Neue zu erweitern und auch in Frage zu stellen. Isabell Rauchenbichler öffnet mit ihren Arbeiten Wahrnehmungsräume und schafft neue Verbindungen zwischen Objekten und Geschichten, die jede/jeder mit sich herumträgt.

Die Jury des diesjährigen Kunstpreises hat sich intensiv mit der Frage auseinandergesetzt, was es bedeutet, eine „aufstrebende Künstlerin“ zu sein. Dieser Begriff bleibt ein offenes und umstrittenes Konzept, insbesondere in der heutigen Kunstwelt. „Aufstrebend“ ist ein Begriff mit vielschichtigen Konnotationen, der häufig Jugend oder die Orientierung an einem eindeutig definierten Erfolgsmodell suggeriert. Die Realität ist jedoch weitaus komplexer: Eine Künstlerin kann in jeder Lebensphase als „aufstrebend“ gelten. Die Jury erkannte, dass diese Ambivalenz sowohl eine Herausforderung als auch eine Chance darstellt und wichtige Diskussionen darüber anregt, wie wir künstlerische Praxis in einer sich dynamisch entwickelnden Kulturlandschaft bewerten und definieren.

Mit der Verleihung des Preises an Isabell Rauchenbichler möchte die Jury eine Künstlerin würdigen und unterstützen, die in Salzburg lebt und arbeitet, eine eigenständige künstlerische Position und Haltung entwickelt hat und dadurch zu einer das Salzburger Kunstleben mitgestaltenden Persönlichkeit geworden ist.

Isabell Rauchenbichler (*1976, Salzburg), studierte Bildende Kunst an der Kunstuniversität Linz in der Abteilung für Malerei und Grafik bei Ursula Hübner. In ihren Arbeiten verbinden sich Malerei und Objekte zu fragilen, oft raumbezogenen Installationen, in denen die Betrachter:innen partizipieren können oder mitgedacht werden. Eine Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Materialeigenschaften sowie eine experimentelle und assoziative Herangehensweise in der Malerei wird verknüpft mit der Thematik Zeit, Erinnerung, Gedächtnis, Identität oder Transformation. Ausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen unter anderem im Traklhaus (Salzburg), den Stadtgalerien Salzburg, im Salzburger Kunstverein, der Galerie WHA (Linz), in der Galerie Sophia Vonier (Salzburg) und in der Fünfzigzwanzig (Salzburg). Auslandsaufenthalte in Paliano und Budapest, Ankäufe von Stadt und Land Salzburg, Jahresstipendium Bildende Kunst 2023 (Land Salzburg), Arbeitsstipendium Galerie Ropac in Kooperation mit dem Salzburger Kunstverein, KEP Arbeitsstipendium (Land Salzburg), Stipendium Künstler:innen Symposium Ortung. Seit 2016 ist sie Vorstandsmitglied in der Fünfzigzwanzig (IG Bildende Künstler:innen), dem Verein und Ausstellungsraum zur Förderung zeitgenössischer bildender Kunst und ihrer Diskurse. Sie lebt und arbeitet in Salzburg.