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20.07.2018 - 23.09.2018

Café Cult #85 – Edition des Salzburger Kunstvereins

Im Rahmen der Ausstellungsreihe im Café Cult #85 zeigt der Salzburger Kunstverein eine seiner Editionen. Der Salzburger Kunstverein bietet Editionen namhafter Künstler_innen zum Verkauf an. Sie sind ein schönes Geschenk oder eine wunderbare Erweiterung der eigenen Kunstsammlung. 

Natalia Nikitin
Dmitri Prigow
2002
Fine Art Print, kaschiert
90 x 60 cm
Auflage: 10/10 Stück 
Preis: EUR 500


Ein Dichter in der Hölle
Das Foto zeigt den russischen Dichter Dmitri Prigow während der Vorbereitungen für seinen Auftritt in Wien (2002). Bereits zu diesem Zeitpunkt war er nicht bei guter Gesundheit, er starb 2007. Prigow sitzt am Tisch und repariert eine Vorrichtung, die ihn von seinem Stuhl in die Höhe heben soll. Am Ende der Performance wird er seine Texte herausschreien, hoch oben auf dieser Konstruktion hängend – beinahe unter der Decke. Hinter ihm sieht man einen Assistenten, der die Konstruktion bedienen wird. Das ist, was das Foto zeigt. Es ist aber nicht das, was es vermittelt und nahelegt. 
Die ganze Szene gleicht einer Verhör- und Foltersituation. Prigow ist in ein intensives Licht getaucht, als ob er verhört würde. Der Apparat, der an ihm befestigt ist, sieht wie eine Foltermaschine aus – und der Mann im Hintergrund wie ein Wärter. Man hat den Eindruck, dass Prigow nicht seine Poesie lesen, sondern mit schriller Stimme unartikulierte Laute ausstoßen wird. Während seiner letzten Auftritte stieß Prigow Rufe und Schreie aus, wobei er seine Stimme so weit anstrengte, wie er nur konnte. In diesem Sinn schafft das Foto eine Atmosphäre, die genau der Atmosphäre Prigows später Poesie entspricht. Und ja, es ist genau dieses eine Foto, das diese Atmosphäre erzeugt. Dieselbe Szene könnte auf eine andere Art fotografiert werden – und die Atmosphäre würde dadurch eine andere sein. Der Blick der Fotografin war – bewusst oder unbewusst – geprägt durch Verhöre in Film- und TV-Szenen. Prigows Lesetechnik orientierte sich an denselben Szenen. Jedes Zeitalter hat sein spezielles Bild von der Hölle – Licht, Posen, Stimmen, mechanische Hilfsmittel. Die Fotografie zeigt den Protagonisten in der Mitte unserer zeitgenössischen Hölle – dabei bleibt er ganz ruhig und konzentriert, bereit für alles, was kommen wird. Boris Groys

Gezeigt und produziert für die Ausstellung Punctum, 2014.

Um eine Edition zu erwerben, wenden Sie sich bitte an das Büro des Salzburger Kunstvereins oder direkt im Shop.