Hain
Beate Ronacher beschäftigt sich in ihren Installationen und Performances mit Material und Körper. Profane Gegenstände, Materialien und Tätigkeiten werden ihrer ursprünglichen Funktion und ihrem Kontext enthoben und in einen neuen Zusammenhang gesetzt, scheinbar zweckdienliche Handlungen ad absurdum geführt. Ronacher stellt Fragen nach Begriffen von Kunst und Arbeit und der Inszenierung und Verortung des Selbst als Künstlerin.
Die künstlerische Praxis von Beate Ronacher dreht sich um zwei vorherrschende Methoden. Zum einen verwendet sie alltägliches Material auf unkonventionelle Weise, um mögliche Bedeutungen zu erproben und die Vorstellungen von Kontext und Form zu dehnen. Zum anderen setzt die Künstlerin ihren eigenen Körper in verschiedenen Installationen und Performances ein, oft auch unangekündigt. So habe ich die Arbeit von Beate Ronacher zum ersten Mal entdeckt und bin ihr dann wieder begegnet. Sie lag wie ohnmächtig oder völlig erschöpft vor einem Kunstort oder einer Veranstaltung. Das hatte sie auch schon im Salzburger Kunstverein gemacht, damals lag sie auf unserer Eingangstreppe; ebenso wie auch auf der Spark Art Fair in Wien. Sie hat diese Performance oft wiederholt und wurde einmal sogar von einem Auto überfahren, wovon sie sich glücklicherweise erholt hat. Ihre Fähigkeit, sich von diesem Vorfall zu erholen, hat mich sehr beeindruckt, und ich sehe, dass sie akzeptiert hat, was passiert ist. Ich persönlich war empört und bestürzt – ich war auf einer Kunstmesse in der Galerie 5020 in Salzburg und habe von dem Vorfall erst eine Stunde nachher erfahren. Aber das ist Vergangenheit, das spürt man bei ihr ganz tief, und diese stoische Art der Künstlerin, sich zu erholen, sagt für mich viel über ihre Praxis aus.
Die zweite Methode ihrer Arbeit stellt sie in ihrer aktuellen Ausstellung im Kabinett des Salzburger Kunstvereins vor. Wir begegnen hängenden Bannern, Bündeln von Flachs und einem phallischen Zentralobjekt sowie einer skulpturalen Version einer Liegeperformance auf Karton. Das meiste Material stammt aus dem Baumarkt oder, wie beim Flachs, einfach von dort, wo er herkommt. Alltägliche, profane Gegenstände und Materialien werden hier aus ihrem ursprünglichen Kontext herausgelöst und behutsam zu einem neuen zusammengefügt. Die phallische Form, eine Art Weltenbaum, thront als eine Art Axis mundi in der Mitte des Raumes, während die von der Decke hängenden Flachsbündel die Vorstellungen von oben und unten umkehren und so die Vorstellungen von Himmel und Erde durcheinanderwirbeln. Ronacher setzt auch ihren Körper mit diesen Materialien in Beziehung, ebenso wie ihr Interesse an Mythologie und Religion. Transzendenz und Körperlichkeit, mythische Symbolik und profanes Material gehen hier ineinander über. Im Moment interessiert sie sich besonders für „Das Heilige und das Profane“ von Mircea Eliade. Vorstellungen von der „Erschaffung der Welt“ verwandeln sich in Ronachers Installation in „das Urbild für jedes menschliche Schöpfungswerk“. Bedeutung und ihre Erschaffung stehen im Mittelpunkt dieser Ausstellung, und sie entstand, als die Künstlerin die einzelnen Komponenten nacheinander zusammenfügte. Ihr Prozess ist intuitiv, aber auch selektiv, und der Inhalt ergibt sich langsam, während sie alles zusammenfügt. Es gibt sowohl absichtliche als auch zufällige Bezüge, die ebenfalls auftauchen, sei es figurativ in den Formen der Bündel oder das Kreuz in anderen Formen. Bei diesem Zusammenspiel von Material, Bezügen, Recherchen und dem Aufbau der Installation selbst als einer Reihe bewusster Handlungen gibt es vielleicht keine endgültige Bedeutung, obwohl sich durch diesen durchdachten Herstellungsprozess eine Essenz herauskristallisiert, die in den zusammengefügten Formen spürbar ist.
Text von Séamus Kealy.
Beate Ronacher (*Salzburg) lebt und arbeitet in Hallein, Salzburg.